Finger weg vom UV-Filter?
Bloß keinen UV-Filter verwenden!
Dieser schadet der Bildqualität erheblich.
Eine Aussage, welche man im Netz auf allen möglichen Plattformen lesen kann. Untermauert wird die Aussage mit dem Argument, dass zusätzliches Glas nur zu einer Verschlechterung führen kann.
Nutzen hat der Filter sowieso keinen.
Na, dann kann man sich das Geld sparen. Super!
Wie so vieles im Netz, man sollte auch diese Aussagen einfach einmal hinterfragen.

UV-Filter, eigentlich UV-Sperrfilter, soweit gehe ich mit den Aussagen auch mit, braucht man heute nicht mehr
um Farbschleier durch UV-Licht zu verhindern. Zu Analogzeiten gab es Filme, welche hier sehr empfindlich waren.
Dies ist heute bei modernen Sensoren kein Problem und bei Verwendung von RAW wären eventuelle Farbverschiebungen
auch leicht korrigiert.
Wozu also einen UV-Filter verwenden? Besser gefragt, da dies ja jeder für sich entscheiden kann, wozu verwende ich UV-Filter?
Als Schutz für die Linse! Hier kommt dann das Argument, dass die Streulichtblende als Schutz ausreicht.
Aha?
Als ich damals mein SIGMA 150-500mm neu erworben hatte, zur damaligen Zeit eine unglaubliche Investition in ein Objektiv,
war einer der ersten Einsätze des Objektivs beim Sandbahnrennen in Dingolfing. Was passierte? Genau das!
Ein Stein flog mitten auf mein Objektiv, Glück gehabt, hätte auch ins Auge fliegen können. Leichter Sprung im Glas.
Klein, aber mit freiem Auge sichtbar!
Hätte ich doch nur….
Hatte ich auch! Nämlich vorher schon einen UV-Filter montiert, als Schutz! Die Streulichtblende hätte mir hier eine 00 geholfen,
da der Stein direkt von vorne gekommen ist. Ja, möglicherweise sind die Linsen eines Objektivs stabiler und man hätte, möglicherweise….
Spielt alles keine Rolle, UV-Filter gewechselt und jahrelang noch mit diesem Objektiv fotografiert. Das ist der Fakt!
Natürlich gibt es Motive, bei denen die Gefahr wesentlich geringer ist, Landschaftsfotografie z.B. – da verwende ich zu 90% dann Polfilter.
Grundsätzlich habe ich aber auf jedem Objektiv einen UV-Filter.
Schön, dann kann es halt, nur in ganz bestimmten Situationen natürlich,
als Schutz dienen. Aber dafür schlechtere, wenn nicht schlechte, Bildqualität in Kauf nehmen? Never!
Auch da gehe ich mit. Wenn es die Bildqualität massiv verschlechtert, dann weg damit. Dafür muss man halt erst einmal feststellen,
ob UV-Filter tatsächlich die Bildqualität so massiv beeinträchtigen. Ab welcher Vergrößerung ist ein Unterschied sichtbar?
Ist überhaupt ein Unterschied sichtbar? Klare Sache, wen man die Aussagen auf diversen Plattformen liest.
Ich wollte nicht einfach den Aussagen Glauben schenken, sondern ein paar Aufnahmen riskieren, um den Unterschied zu sehen.
Damit der Unterschied gut sichtbar ist wollte ich den Test auch mit einem guten Objektiv machen.
Das 85mm 1.8S Nikkor Z erschien mir passend für diese Vorhaben. Das Objektiv bildet sehr gut und scharf ab,
hier sollte man die Unterschiede klar erkennen können.
Die Fotos dienen nur als Vergleich und haben keinen fotografischen Wert. Leider sind die Ausschnitte nicht zu 100% ident, mein Motiv wurde müde
und ist leicht verrutscht. Ändert aber nichts am Ergebnis des Vergleichs.
Die Fotos wurden jeweils mit UV-Filter und ohne Filter gemacht, bei Blende 1.8 und Blende 5.6.
In der RAW-Bearbeitung nur Belichtung und Weißabgleich korrigiert, nicht nachgeschärft.
Es handelt sich jeweils um einen 100%-Ausschnitt, damit man die Unterschiede klar erkennen kann am Monitor.
Es geht wohl niemand ernsthaft davon aus, dass die Qualität sich derart verschlechtert, dass dies bei facebook-Auflösung
am smartphone erkennbar ist. Ja doch, gibt es natürlich auch, aber diese Meinungen kann man dann getrost vernachlässigen.
Trotzdem, es ist legitim, dass man sich Gedanken macht, nachdem man viel Geld für ein gutes Objektiv bezahlt hat und keine Qualität verschenken möchte.
Das ist nicht das Thema, weil vollkommen nachvollziehbar. Aber tut man das überhaupt, Qualität zu verschenken? Hilft es eventuell teurere Filter zu kaufen?
Ich habe hier einen Jongsun UV-Filter in Verwendung. Dies ist keine Werbung, selbst bezahlt, genauso wie z.B den teureren UV-Filter von Urth,
welchen ich beim Z24-70mm 4.0 verwende. Der Jongsun kostet bei bekanntem Onlinehändler momentan ca. 26€, also tatsächlich kein Vermögen.
Ich kann jetzt bei den Fotos keinen relevanten Unterschied feststellen. Daher denke ich, dass man zwar keine 5€ Filter im 10er-Pack kaufen sollte,
aber es nicht immer die teuerste Marke sein muss. Gerade bei Filter gibt es preislich kaum Grenzen.
Man kann natürlich solche Testaufnahmen mit unterschiedlichen Motiven, mit unterschiedlichen Objektiven machen.
Möglicherweise sieht man bei Landschaftsaufnahmen, oder bei Makros größere Unterschiede, bezweifle ich aber.
Wobei, wie schon erwähnt, bei Landschaftsaufnahmen verwende ich meist einen Polfilter.
Probleme mit Reflexionen könnte es bei Gegenlichtaufnahmen geben, gibt es allerdings auch oft ohne Filter, je nach Vergütung
der Linse.
Also werde ich, auch nach diesem Test, den UV-Filter weiterverwenden wie bisher.
Der zusätzliche Schutz ist für mich entscheidender als ein möglicher Qualitätsverlust, der für mich einfach nicht sichtbar ist,
selbst bei 100%-Ausschnitten nicht.